Wie wäre das, ein Leben ohne Messenger Dienste oder gar ganz ohne Smartphone? Es ist gar nicht so lange her. WhatsApp wurde 2009 gegründet und ist seit 2014 Teil von Meta Plattforms (bis 2021 Facebook Inc.). Meta bedeutet auf lateinisch Tor. Da könnte man sich schon die Frage stellen, was hinter dem Tor für eine Welt ist. Hochsensible Menschen haben eine feine Wahrnehmung, vielleicht spüren sie auch die Wirkung der digitalen Welt stärker?
Praktisch ist es und erleichtert den Alltag und die Arbeit. Immer in Verbindung, Sprachnachrichten, kurze Texte anstatt von Gesprächen. Wir haben uns daran gewöhnt, in asynchronen Ich-Botschaften zu kommunizieren. Also jemand schreibt oder spricht in ein Gerät und irgendwann etwas verzögert schreibt oder spricht ein anderer in ein Gerät. Das Gerät speichert die Informationen. So kommunizieren wir nun. Unser Gehirn wird durch diese Form der Kommunikation weniger darauf trainiert, miteinander zu reden. Auf den Punkt gebracht, kommunizieren wir mit einem Gerät. Ja, und dann gibt es da auch noch Alexia und Siri, die uns jeden Wunsch vom Gesicht ablesen...
Obwohl die Grundlagen für das Internet bereits in den 1960er- und 1970er-Jahren gelegt wurden, gilt das Jahr 1989 als offizielles Geburtstag für das World Wide Web. Meine erste Mailadresse und Kontakt mit dieser Erfindung hatte ich im Jahr 1994. Es gab ein stickiges Zimmer mit etwa 9 riesigen Apple Computern an der Universität und vereinzelt Menschen, die begeistert davon erzählten. Als hochsensible Frau, die ansonsten bis dato wenig Interesse an Computern hatte, spürte ich, dass hier gerade etwas Großes passiert. Mir war klar, wenn diese Technologie wirkliche die Welt vernetzt, wird eine globale und parallele Kultur dadurch entstehen. An diesem Punkt war meine Faszination für digitale Transformation geboren.
Eine Welt ohne Internet können wir uns heute nicht mehr vorstellen können. Es brachte und bringt so viele Vorteile. Ich selbst nutze diese volle Begeisterung. Allein, dass mir diese Technologien ermöglichen 100 % online, als örtliche völlig unabhängig zu arbeiten ist eine Freiheit, die ich mir immer gewünscht habe.
Und dennoch, wir sind heute abhängig von der Technologie. Ohne Internet wäre unsere Welt eine andere. Digitalisierung ist motiviert vom Opportunismus und dieser hat wie alles Konsequenzen. Ich habe das Gefühl, dass ein Großteil der Menschen noch nicht verstanden hat, was die letzten Jahre zur "virtual reality" geworden ist.
So praktisch das alles ist, Smartphone als Alleskönner. Es zeigt mir den Weg, speichert, wann ich wo war und macht mir Vorschläge, was ich mag und brauche. Es zählt meine Schritte und erkennt meine Augen, meine Stimme, meinen Fingerabdruck. Für manche war es eine Zeit sogar der Zugang zum Friseur, in Restaurant etc. Ja, es ist Ersatz für so vieles, auch für wahre Gespräche, für Zeit miteinander, für persönlichen Kontakt. Die augenscheinliche Verbindung führt uns auf einer anderen Ebene in die Isolation. Es hat die Menschen verändert. Die technischen Möglichkeiten sind wunderbar. Bedenklich ist die zunehmende Einsamkeit durch den hohen Anteil asynchroner Kommunikation.
Mein Fazit: Je größer der Anteil der digitalen Kommunikation wird, umso wichtiger sind echte, bodenständige Beziehungen. Das gilt im privaten Kontext und auch in Unternehmen. Maschine können viel erleichtern, aber Menschlichkeit, Nähe und tiefe Gespräche nicht ersetzen. Viele hochsensible Menschen spüren aktuell auch ein besonderes Bedürfnis nach Kontakt und Erdung. So sind handwerkliche, landwirtschaftliche und künstlerische Tätigkeiten wie Balsam für unsere Seele, wenn unser Alltag von digitaler Realität bestimmt ist.
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