Stille Klarheit: Wie hochsensible Führung neue Wege öffnet.
- Regine Egger

- 28. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 30. Juli

„Sei nicht so sensibel!“ – Fast so, als würde man dir sagen, du sollst deine eigene Wahrheit verstecken. Die eigene Sensibilität zu verleugnen, kann dich aus deiner Mitte bringen und die Freude daran nehmen, genau das zu zeigen, was dich ausmacht – deine echte Kraft und Tiefe.
Wer mit Zweifeln konfrontiert ist, verliert an innerer Kraft. Viele hochsensible Menschen kennen diesen Satz – und eben auch die Irritation, die er hinterlässt. Doch was, wenn genau diese Sensibilität ein Zukunftsschlüssel ist? Wenn das feine Wahrnehmen, das tiefe Mitdenken, das genaue Spüren nicht Schwäche, sondern ein unterschätzter Leadership-Faktor ist?
Gerade für Führungskräfte ist diese Perspektive entscheidend. Denn wer heute Menschen führen will, braucht nicht nur Strategie und Zahlenverständnis – sondern emotionale Intelligenz, Klarheit und Beziehungskompetenz. Eigenschaften, die viele Hochsensible mitbringen – oft unbewusst, oft im Verborgenen.
Ich arbeite seit vielen Jahren mit hochsensiblen Führungspersönlichkeiten. Ich weiß um ihre Sehnsucht, mit Tiefe zu führen – und um die Erschöpfung, die entsteht, wenn sie sich selbst nicht einbringen dürfen. Wer sich ständig anpassen muss, verliert Kraft. Wer aber lernt, sich zu zeigen, wie er ist, gewinnt an Wirksamkeit.
Hochsensibilität im Business: Stärke mit Herausforderungen
Rund 20 % der Bevölkerung gelten laut der Forschung der US-amerikanischen Psychologin Dr. Elaine N. Aron (1997) als hochsensibel. Diese Menschen nehmen Reize intensiver wahr, verarbeiten Informationen tiefgründiger und reagieren stärker auf emotionale und soziale Signale. Sie erfassen früh, was andere erst spät erkennen, hören Zwischentöne, sehen das große Ganze – und oft auch das Ungesagte.
Doch diese besondere Wahrnehmungsfähigkeit ist nicht immer leicht zu tragen: Reizüberflutung, ein hohes Bedürfnis nach Rückzug, Selbstkritik und emotionale Erschöpfung sind häufige Begleiter. In leistungsgetriebenen Arbeitswelten wurden diese Eigenschaften lange als „nicht belastbar“ abgestempelt. Doch aktuelle Forschung zeichnet ein anderes Bild: Hochsensible verfügen über ausgeprägte ethische Standards, sind sehr gewissenhaft und besonders fähig, komplexe soziale Situationen zu navigieren.
Sensitive Leadership: Wenn Fühlen zur Führungsqualität wird
Der von mir geprägte Begriff „Sensitive Leadership“ beschreibt einen Führungsstil, der hochsensible Eigenschaften als Ressource erkennt und bewusst einsetzt. Sensitive Leaders führen nicht über Lautstärke oder Dominanz, sondern mit Präsenz, Empathie, Klarheit und innerer Stabilität. Sie schaffen Sicherheit, weil sie zuhören. Sie schaffen Verbindung, weil sie sich selbst gut spüren. Und sie treffen gute Entscheidungen – nicht trotz, sondern wegen ihrer Feinfühligkeit.
Diese Haltung beruht auf reflektierter Wahrnehmung, ethischer Orientierung und Integrität. Studien wie Deloitte’s „Human Capital Trends“ (2024) oder McKinsey’s „Leadership Essentials“ bestätigen: Fähigkeiten wie emotionale Intelligenz, aktives Zuhören und Beziehungsfähigkeit werden für Organisationen zunehmend erfolgskritisch.
Gerade für Führungskräfte, die viel Verantwortung tragen, kann ein bewusster Umgang mit der eigenen Sensibilität zum entscheidenden Hebel werden – für mehr Authentizität, bessere Entscheidungen und nachhaltige Teamführung.
Hochsensibilität braucht Selbstführung – keine Selbstverleugnung

Ein zentrales Missverständnis: Hochsensible müssten „härter“ werden, um führen zu können. Doch wer sich selbst permanent verleugnet, verliert den Zugang zur eigenen Kraft. Was HSP brauchen, ist bewusste Selbstführung: Achtsamkeit für das eigene Nervensystem, klare Grenzen, Raum zur Regeneration, Auszeiten an der Natur und eine Umgebung, die Offenheit und Toleranz lebt.
Fazit: Klar führen. Tief wirken. Echtes Potenzial entfalten.
Hochsensible Führungspersönlichkeiten bringen eine wertvolle Kombination aus Intuition, Ethik und Weitblick mit. Doch diese Stärken entfalten sich nur, wenn sie verstanden und gezielt entwickelt werden. Das gilt besonders in Zeiten, in denen Mitarbeitende Orientierung, Sicherheit und Sinn suchen.
Mein Ansatz im 1:1 Coaching: Ich begleite Führungskräfte dabei, ihre eigene Sensitivität als Ressource zu verstehen und kraftvoll einzusetzen – klar, reflektiert, liebevoll mit sich selbst und auf Augenhöhe. Wenn Sie spüren, dass Sie anders führen wollen – oder müssen – dann ist es vielleicht Zeit, neue Wege zu gehen.
Lassen Sie uns gemeinsam herausfinden, wie Ihre Sensitivität zur klaren Stärke wird – für sich selbst, Ihr Team und Ihre Organisation. Vereinbaren Sie jetzt ein persönliches Gespräch und beginnen Sie den Weg zu einer achtsamen, kraftvollen Führung.
Regine Egger
Coach, Impulsgeberin & Mentorin für Sensitive Leadership







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